Montag, 14. März 2011

4. Tag nach der Katastrophe

Gewiss kann man sagen, dass man zurzeit unfassbare Ereignisse erlebt und mitbekommt, die in die Geschichte eingehen werden. Unsere Freunde die Japaner leben in Schrecken und Unsicherheit. Kurze Nachrichten von unseren Austauschschülern erreichen uns. Häufig steht in ihnen beruhigende Worte für uns. Zwischen den Zeilen erkennt man jedoch Ängste und Ungewissheit. Von manchen fehlt auch nach wie vor jegliche Spur.

Endlich hat sich auch Kotono gemeldet. Kotono ist eine Gastschwester von Arne, die bei dem diesjährigen Besuch der Hansestadt Stade bei ihm wohnt. Gleich nach der Erfahrung des Erdbeben versuchte Arne sich mit ihr in Kontakt zu setzen. Man erhielte von ihr nur einen Satz:

I can´t go my home know
Mit diesen Worten ließ sie Arne 3 Tage im Ungewissen. Bis die Nachricht von ihr kam, dass sie okay sei, das Haus stehe und ihre Familie am Leben sei.
Für uns scheint die Lage unvorstellbar, fast unmöglich und nicht nachvollziehbar zu sein. Die Nachrichten versuchen über die Lage zu berichten. Meistens sind es jedoch keine genauen Angaben. Vieles wird leider verallgemeinert.

Zur befinden wir in uns in Clausthal-Zellerfeld und nehmen am Landesentscheid des Wettbewerbs "Jugend forscht" teil, dass erschwert natürlich für uns die Arbeit an Informationen zu bekommen. Die meisten privaten Nachrichten bekamen wir nämlich um 4 Uhr nachts. Ganz schön anstrengend, wenn man bedenkt, dass man schon früh am gleichen Tage aufstehen muss!

Heute morgen bekamen wir ein weiteres Lebenszeichen von einer japanischen Schülerin. Ayaka beschrieb uns ihre Lage: Sie lebt zurzeit in einer Notunterkunft mit mehren hunderten Menschen zusammen.
Zum Glück war sie zum Zeitpunkt des Erdbebens in der Sendai Shokei Schule. Ihr Haus sei nämlich vom Tsunami mitgerissen worden. Ayaka berichtete traurig von dem Ablauf der Ereignisse in Sendai. Im späteren Chatverlauf berichtete sie, dass ihre Familie gesund und bei ihr sei.
Plötzlich und ganz unerwartend bekamen wir eine weitere Nachricht von ihr:

we have the terrible earthquake
but, we go to germany meybe.
Wir fragten sie, ob sie alleine oder mit ihrer Familie nach Deutschland kommen würde, um zu flüchten. Ganz unbeirrt antwortete sie uns:

With the school exchange.
Wir waren sehr überrascht, da wir solch eine Antwort nicht erwartet haben! - Nur wie kam sie an diese Nachricht? Ein Lehrer habe ihrer Freundin diese Nachricht übermittelt und nun diese ihr. Ayaka wirkte erleichtert, als sie uns das übermitteln konnte. Sie möchte gerne nach Deutschland kommen und in schneller Sicherheit sein. Zum Schluß konnten wir ihr noch schnell "good wishes" wünschen. Hoffentlich hören wir von ihr Neues.

Vielleicht verbessert sich bald die Lage in Sendai, wir hoffen es und beten dafür. In unserer Stadt wurde heute ein "Gedenk-Gottesdienst" abgehalten. Anwesend konnten wir nicht sein. Man erzählte uns jedoch, dass viele Menschen kamen und trauerten. Einigen kamen die Tränen. Viele Menschen seien tiefst betroffen!

Der Zeitpunkt der möglichen Anreise der japanischen Austauschschüler rückt immer näher und unsere Ungewissheit ob sie nun kommen oder nicht wird immer größer. Immer noch konnten wir kein Kontakt zu den japanischen Betreuungslehrern aufnehmen. Selbst die Tochter von Rick, mit der wir im engen Kontakt stehen, war es noch nicht möglich. Sie ist sehr beunruhigt und beängstigt.

Auch fragen wir uns wie man am Besten mit ihnen umgehen solle, wenn sie kommen? Wie gehen selbst unsere Freunde mit der schrecklichen Situation um, haben oder kennen sie psychsische Unterstützung? Bestimmt erleben sie täglich schreckliche Ereignisse, mit denen sie zurecht kommen müssen. Bilder die sie prägen werden.

Wir hoffen das Beste für Japan!


Arne Balzer und Steffen Mühlenkamp (Stand 23:18, 14.03.2011)